Rundgang
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(1) Bocholtgrab im Ostchor
Heinrich der Löwe legte 1173 den Grundstein für eine dreischiffige romanische Basilika. Nach nur wenigen Jahrzehnten aber baute man schlanker, höher, leichter – und brauchte mehr Platz für Altäre und Kapellen. Gut 150 Jahre nach Heinrich vollendete Bischof Bocholt den Bau des Domes mit dem Ostchor. Heute trifft sich die Gemeinde in diesem Chor zu Osterfrühstück, Kirchkaffee, Kinderbibeltagen und Ausstellungen. Mitten im Raum ruht bis heute Bocholt, der Arzt und Theologe.
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(2) Südanbau aus den 1980er Jahren
Mit diesem Anbau ist ein großer, heller Raum mit wunderbarem Ausblick ins Grüne und über den Mühlenteich entstanden. Hier treffen sich Kinder zum Kindergottesdienst zeitgleich zum Gemeindegottesdienst. Die Kinder haben hier ihren Altar, sie singen Lieder, hören biblische Geschichten, basteln und spielen.
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(3) Taufbecken und Ital. Barockorgel
Ursprünglich stand das Taufbecken am Eingang der Kirche. Jeder, der die Kirche betrat, wurde erinnert: Ich bin getauft. Ich gehöre zu Gott. 1942 wurde im Dom durch einen Bombenangriff auf Lübeck vieles zerstört. Der Architekt Friedhelm Grundmann konzipierte das Taufrund neu. Hier werden heute fast jede Woche Taufgottesdienste gefeiert, jedes Mal ein bewegendes Fest. Eine Besonderheit: Der Organist spielt im Stehen. Die Musik dieser Orgel begleitet Taufen und eigene kleine Konzerte im Taufrund.
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(4) Klage Christi
„Die Klage Jesu Christi an die undankbare Welt“ ist ein Bild, zu dem es kaum Entsprechungen gibt.
Zu lesen ist eine Inschrift, der sog. „Lübecker Domspruch“:
Ich bin das Licht –ihr sehet mich nicht.
Ich bin der Weg –ihr gehet mich nicht.
Die Wahrheit –ihr glaubet mir nicht.
Das Leben –man suchet mich nicht.
Ich bin Reich –man bit tet mich nicht.
Ich bin Edel –man dienet mir nicht.
Der Schönste –man liebet mich nicht.
Ich bin Barmherzig –man vertrauet mir nicht.
Ich bin Allmächtig –man fürchtet mich nicht.
Ich bin ein Lehrer –man folget mir nicht.
Werdet ihr verdammet –verweiset mirs nicht. -
(5) Christophorus als Schutzpatron der Reisenden
Die Legende erzählt: Der starke Christophorus, der nur dem mächtigsten Herrn dienen will, trägt Reisende über den Fluss, wie es ihm der Eremit im Hintergrund aufgetragen hat. Eines Tages ist es ein Kind, und die Last dieses Kindes wird ihm fast zu schwer. Am anderen Ufer gibt sich das Kind zu erkennen: Es ist Jesus und trägt die Sünde der Welt. Ihm vertraut Christophorus sein Leben an. Bis heute gilt er als Schutzpatron aller Reisenden.
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(6) Lettner
Die Bildschnitzereien des Lettners wurden von Bernt Notke geschaffen und 1477 zusammen mit dem Triumphkreuz fertiggestellt. Vier Statuen zeigen die Patrone des Doms: Nikolaus, Maria, Johannes der Täufer und Blasius. Die Uhr stammt aus dem Jahr 1628. Dort schlägt der Glaube – eine Frau! – die Viertelstunden. Zur vollen Stunde schlägt ein Skelett – der Tod – eine Glocke und dreht seine Sanduhr um: Unsere Zeit ist begrenzt, doch noch nicht abgelaufen. Wir bekommen wieder eine neue, kostbare Stunde geschenkt – im Vertrauen auf Gott, der alle Zeit in Händen hält.
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(7) Einhornaltar von 1509
Der Marienaltar zeigt die Ankündigung der Geburt Jesu in Gestalt einer Einhornjagd. Gott kommt zur Welt in seinem Sohn Jesus Christus. In mittelalterlicher Symbolsprache soll dieses Geheimnis dargestellt werden: Der Legende nach
konnte nur eine Jungfrau das Einhorn fangen. -
(8) Lichteraltar von 1999
Eine Kerze anzuzünden kann zu einem Gebet werden, das keine Worte braucht. Viele Menschen tun das Tag für Tag.
Um den Lichteraltar herum werden zweimal im Monat am Freitagabend Meditationsgottesdienste gefeiert. Zu ihnen
gehören Gesänge aus Taizé, eine Zeit der Stille und die Gelegenheit zu freien Fürbitten. -
(9) Triumphkreuz
Das große Triumphkreuz von Bernt Notke wurde von Bischof Krummedick gestiftet und 1477 aufgerichtet. Rechts und links oben stehen Adam und Eva. Unter dem Kreuz stehen die trauernde Maria und der Jünger Johannes. Der Stifter
Krummedick gibt sich selbst den Platz gegenüber von Maria Magdalena, der sog. großen Sünderin, und beruft sich damit auf die Vergebung, die diese Frau erfahren hat. Die Gestalt des Gekreuzigten, wie Notke ihn geschaffen hat, vereint in sich Hoheit und Todesschmerz des Gottessohnes. Das Kreuz ist als Lebensbaum gestaltet: Aus dem Holz, an dem Jesus hängt, sprießen Zweige. Das Holz des Fluches wird zum Baum des Lebens. Der Glaube an Christus, der sein Leben einsetzt als Bürge der Liebe Gottes, schenkt das Leben. -
(10) Altar der kanonischen Tageszeiten
Der Altar der kanonischen Tageszeiten ist im 1. Drittel des 15. Jahrhunderts von einem Lübecker Meister geschaffen worden. Die Stationen des Kreuzwegs Jesu sind den sieben Tageszeiten zugeordnet.
Die Texte entstammen einem lateinischen Lied, das im Evangelischen Gesangbuch verdeutscht aufgenommen ist: Christus, der uns selig macht (EG 77). Vor diesem Altar versammelt sich während der siebenwöchigen Passionszeit vor Ostern die Gemeinde zu Passionsandachten, um das Leiden von Mensch und Schöpfung heute zu bedenken. -
(11) Stecknitzfahrer-Altar von 1422
Der Altar zeigt die Menschwerdung Christi. Hier ist das ganze Jahr über Weihnachten. Im Mittelschrein stehen neben der Maria mit dem Kind die Figuren der Hl. Katharina und der Hl. Barbara. Die gemalten Seitenflügel zeigen adventliche und weihnachtliche Szenen.
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(12) Seifenblasenengel
Auf einer der alten Grabkapellen im Dom sitzt ein kleiner barocker Marmorengel, der so gar nichts Trauriges an sich hat. Er bläst Seifenblasen. Das zeigt, wie schön, wie bunt, wie zart und wie unbegreiflich das Leben ist – und wie gefährdet, wie verletzlich und vergänglich. Davon unbeirrt ist dieser Engel mit seinen Seifenblasen aus Stein ein Sinnbild dafür, wie Menschen ganz im Hier und Jetzt und im Glück des Augenblickes aufgehen können.
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(13) Altar
Der Altar wurde bei der Neugestaltung des Domes nach 1945 in die Gemeindemitte verlegt und versinnbildlicht so das Zentrum der zusammenkommenden Menschen im Dom. An jedem Sonn- und Feiertag ist um 10:00 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl.
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(14) Renaissance-Kanzel von 1568
Mose mit den Gesetzestafeln trägt die Kanzel. Der Kanzelkorb ist mit sieben Alabaster-Reliefs, die Szenen aus dem Leben Jesu zeigen, geschmückt. Der Schalldeckel mit einer Statue des auferstandenen Christus stammt von 1570. Die Kanzel ist der Ort der Predigt, die allsonntäglich versucht, die biblische Überlieferung in Beziehung zu setzen zu den Menschen heute und unserer Zeit mit ihren Herausforderungen. Der Dom ist Predigtstätte der Landesbischöfin der Nordkirche sowie der Bischöfin für den Sprengel Hamburg und Lübeck.
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(15) Marcussen-Orgel von 1970
Der Werkaufbau entspricht der klassischen norddeutschen Orgel: Hauptwerk, Rückpositiv, Oberwerk, seitliche Pedaltürme. Sie ist ein herausragendes Instrument ihrer Zeit. Orgelkonzerte des Domorganisten gibt es das ganze Jahr über regelmäßig. Während des Lübecker Orgelsommers geben auch viele renommierte Organisten aus dem In- und Ausland Konzerte. In den Jahren 2016 und 2022 ist die Marcussen-Orgel von Grund auf renoviert worden.
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(16) Quinte-Fenster von 1963/64
Beim Bombenangriff auf Lübeck wurden 1942 sämtliche Fenster des Doms zerstört. Beim Wiederaufbau entschied man sich für eine schlichte Bleiverglasung. Nur das Westfenster wurde durch Lothar Quinte künstlerisch gestaltet. In Abendgottes- diensten besonders im März und im September wandert das Sonnenlicht in unbeschreiblichen Farben durch dieses Fenster über das Triumphkreuz – eine Predigt ganz ohne Worte!
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(17) Schöne Madonna von 1509
Diese Maria entstand kurz vor der Reformation. Sie ist von anmutiger Gestalt. In sich versunken, klingt in ihr nach, was der Engel sagt: Gegrüßt seist du, Holdselige. Sie sieht auf das Kind. Segnend erhebt Christus die Hand und greift mit der anderen nach der Traube, die Maria in der Hand hält. Es wirkt fast spielerisch, ist aber ein Hinweis auf das Leiden Christi und auf die Feier des Abendmahls.
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(18) Gründungssage von 1646
Über dem zugemauerten Durchgang zum Predigthaus des früheren Domklosters befinden sich zwei Malereien von 1646, die die Gründungssage des Doms illustrieren:
Als Kaiser Karolus Magnus eines Tages an der wendischen Grenze jagte, gelang es ihm durch sonderliche Kunst, einen schönen, großen Hirsch zu stellen. Schon hat er den Bogen gespannt: da sinkt das stolze Thier in die Knie und schmiegt sich ihm freundlich an. Nun legt der Kaiser ihm ein golden Halsband um, mit Kleinodien geschmückt, und gräbt die Zahl der Jahre hinein, die seit Christi Geburt vergangen. Vierhundert Jahre danach sieht Herzog Heinrich der Löwe täglich morgens früh von seinem Schloß in der Hertogen-Grube einen Hirsch zur Quelle kommen, die auf dem Berg entspringt. Er befiehlt den Hirsch zu fangen, und sieht, da er den Halsschmuck betrachtet, daß zwischen dem mächtigen Gehörn ein goldnes Kreuz aufgewachsen ist. Das rührt ihm das Herz; er läßt also auf der Stelle, die der Hirsch besucht, den Grund zur Domkirche legen, und giebt ihr zum Wappen ein goldnes Kreuz im rothen Felde.
Aber die Quelle hat er nicht ganz bezwingen können und wenn man recht zuhört, so rauscht sie noch im tiefsten Grund. Daher sind auch die Thürme schief. (Lübische Geschichten und Sagen, ersch. 1852)